Linden(con). Sie fordern unter anderem einen Ausbau der innerörtlichen Radwege in Linden, das Ausarbeiten eines Klimakonzepts und ein flächendeckendes Tempolimit – Tempo 30 – in ganz Linden. Dafür stiegen am Samstag rund 40 Teilnehmer aufs Rad, um zu demonstrieren.
Zur rollenden Demonstration eingeladen hatte die Klima-Initiative Linden. Sie wurde unterstützt von weiteren Vereinen.
Die Klimaschutzinitiative hatte eine Rundfahrt zu aus ihrer Sicht neuralgischen Punkten vorgesehen. Unter anderem wurden der Kreisel an der Großen-Lindener/Kurt-Schumacher-Straße, aber auch das fehlende Stück des Radwegs zwischen Gießen und Leihgestern in Forst angesteuert. Rund zwei Stunden waren die Demonstranten unterwegs. Begleitet und abgesichert wurde der Demonstrationszug durch die Polizei.
Unter dem Motto „Bewegung statt Stillstand“ setzten sich bei einer Fahrraddemo durch Großen-Linden, Leihgestern und Forst rund 35 Menschen aller Altersgruppen für sichere Radwege und mehr Klimaschutz in der Stadt Linden ein.
Eingeladen hatte die Klimainitiative Linden, unterstützt wurde die Aktion vom NABU Linden, Verkehrswendeinitiativen und Klimaschutzgruppen.
Vom Parkplatz des Rewe-Markts führte die Route Richtung Leihgestern. An verschiedenen Gefahrstellen wurde aufgezeigt, dass in der Stadt Linden noch viel zu tun ist, um Radfahrenden, insbesondere Schulkindern, eine sichere Fortbewegung zu ermöglichen. Denn noch enden z. B. Fahrradwege vor Kreuzungen oder sind vom Autoverkehr nicht klar abgegrenzt. Außerdem wird parkenden Kraftfahrzeugen zu viel Platz zur Verfügung gestellt, der den Menschen als Ort für Begegnungen fehlt.
Auf dem Parkplatz der Wiesengrundschule wurde dies besonders deutlich. Nur eine enge Zufahrt muss von allen VerkehrsteilnehmerInnen genutzt werden. Die eigentlich vorgesehenen Baumpflanzungen wurden noch nicht umgesetzt. Außerdem wurde beklagt, dass die Stadt Linden Fördermittel für Klimaschutzmaßnahmen nicht beantrage.
Am Einkaufscenter in Forst ist ebenfalls alles auf den KFZ-Verkehr zugeschnitten, so dass selbst kürzeste Wege mit dem Auto zurückgelegt werden.
Über die Jägerschneise ging es zurück nach Großen-Linden. In der Sudetenstraße ist es nicht nur gefährlich für Radfahrende, auch ein Grüngürtel steht durch ein geplantes Bauprojekt auf der Kippe (nähere Informationen auf der Homepage der Klimainitiative).
An der Ecke Bahnhofstraße/Moltkestraße wurde aufgezeigt, wie groß der Platzbedarf für sicheres Radfahren ist. Radfahrende sind von beiden Seiten durch sich plötzlich öffnende Türen parkender Autos und überholende Kraftfahrzeuge gleichermaßen gefährdet.
Die Raddemo endete am Ausgangspunkt. Passanten und Teilnehmende hatten die Möglichkeit, sich mit ihrer Unterschrift für ein fahrrad- und fußgängerfreundliches Linden einzusetzen. Denn nur so werden Anreize gesetzt, das Auto stehen zu lassen und eine klimafreundliche Fortbegungsart zu wählen.
Der Dank der Teilnehmenden ging an die unterstützende und absichernde Polizei und an die auf die kurzen Sperrungen entspannt reagierenden Autofahrenden.
Nächste Termine:
29.08.2020 Verkehrswendefest Moltkestraße Linden
18.09.2020 Parkingday – Parkflächen in Linden für den Menschen zurückerobern
26.09.2020 Tag der Regionen Gießen, Berliner Platz
Die Initiatoren der zahlreichen Aktionen zu Klima und Verkehrswende an den vergangenen drei Tagen in Gießen ziehen ein positives Fazit der Veranstaltung des Bündnisses „Gießen 2035Null“. Von Rüdiger Schäfer
GIESSEN Steter Tropfen höhlt den Stein. Umgemünzt auf die Aktionstage zu Verkehrswende und Klima von Freitag bis Sonntag bedeutet dies nach Ansicht der Initiatoren: „Dieses Ziel lässt sich nur durch permanenten, nicht nachlassenden Druck auf die politisch Verantwortlichen erreichen.“ Deren Vertreter wurden am Samstag auf den Prüfstein gestellt. Fast der gesamte Bereich vom Berliner Platz bis zur Licher Gabel war für die Aktion von Autos freigeschaufelt worden. An die zehn Autofahrer hatten anscheinend das absolute Halteverbot im Bereich des Hotels am Ludwigsplatz übersehen oder ignoriert. Ihre Mobilitätsvehikel wurden infolgedessen von Abschleppwagen wegtransportiert. Nur stadteinwärts blieb den Stahlrossen eine Spur; zudem die Parkreihe auf dem daneben liegenden Bürgersteig. Ein Vertreter der Versammlungsbehörde bestätigte dieser Zeitung, dass durch die Sperrung dieses Areals kein wesentlicher Stau auf der einzigen Stadteinwärts-Spur entstanden sei. Stadtauswärts wurde der Verkehr über die Ostanlage umgeleitet.
Politiker „im Verhör“
Zahlreiche Verkehrsinitiativen und Umweltaktivisten hatten in dem Straßenabschnitt ihre Informationsstände aufgebaut. Auf der Bühne vor dem Hotel spielten mehrere Bands und bezogen drei Vertreter der Parteien Grüne, SPD und Linke – die anderen Fraktionen im Stadtparlament hatten niemanden entsandt – Stellung zu vier speziellen Fragen von verschiedenen Gruppen der Lokalen Agenda 21.
Eine Fahrraddemo-Sternfahrt, gestartet in Wetzlar, Linden, aus dem Lumdatal und in Großen-Buseck mit insgesamt mehr als 200 Teilnehmern hatte um die Mittagszeit am Ludwigsplatz ihr Ziel erreicht. Nach dem ersten Part der Veranstaltung – dem „Verhör“ der drei Fraktionsvertreter des Stadtparlaments – startete eine Fahrraddemo rund um den Anlagenring, bei der an die 300 Zweiräder gezählt wurden. Den Abschluss bildete ein Kurzvortrag von Walter Bien zu einer Wiedereinführung einer Straßenbahn in Gießen; und das nicht nur in der Grünberger Straße.
Nahezu überfüllt mit Eltern und ihren Kindern präsentierte sich dann am Sonntag der Kirchenplatz. Kinderkleider-Tauschbörse, Bobbycar-Parcours, bunte Stände und Aktionen, eine Mahnwache, jede Menge Infos und ein Kinderlieder-Konzert mit Fredrik Vahle waren hier angesagt.
Der Wettergott war den Klimaaktionstagen am Wochenende hold. Kein Tropfen Regen und angenehme Temperaturen begleiteten die Veranstaltungen am Freitag mit der Protestfahrt der FFF-Bewegung (Fridays For Future), den Verkehrswende-Aktionstag am Samstag sowie die sonntäglichen Aktionen unter dem Motto „Prima Klima für Alle!“ auf dem Kirchenplatz. Hinter den Aktionstagen stehen verschiedene, im Klimabündnis „Gießen 2035Null“ vereinte Gruppen. Viel Arbeit im organisatorischen Sinne war geleistet worden; insbesondere bezüglich der Aktionsfläche vom Ludwigsplatz bis zur Einmündung der Gutenbergstraße in die Grünberger Straße. Ob der Aufwand gelohnt hat? „Im Angesicht der Corona-Bedrohung können wir mit dem Zuspruch ganz zufrieden sein. Wichtig ist, dass die Debatte in Gang gehalten wird“, meinte Politaktivist Jörg Bergstedt von der Projektwerkstatt Saasen, einer der Initiatoren. Und auch Lutz Hiestermann vom Bündnis „Gießen 2035Null“ zeigte sich angetan: „Hier sind viele Leute dabei. Und die werden nicht lockerlassen, um unsere Ziele zu erreichen.“ Gemeint sind damit die Klimaziele, manifestiert im vor neun Monaten mit großer Mehrheit beschlossenen Bürgerantrag, Gießen bis 2035 emissionsneutral werden zu lassen. Eingebunden darin ist eine städtische Verkehrswende, die unabdingbar für das Erreichen des Klimazieles sei. Dafür kämpfen die Gruppen des Bündnisses.
Das lautstarke „Tatütata“ eines Rettungswagens erschreckte am Samstagnachmittag die Teilnehmer der Veranstaltungen rund um den Ludwigsplatz. Damit die Retter nicht in der einspurigen Autokolonne stecken blieben, waren flugs viele eifrige Hände spontan zugange, um für ein schnelles Durchkommen über das Aktionsgelände Platz zu schaffen. Laut Gerd Drebes vom städtischen Ordnungsamt lag dem eine organisatorische Panne zugrunde. Denn eigentlich hätte bekannt sein sollen, dass Notfallfahrzeuge nicht den Weg über diesen Straßenbereich während der Teilsperrung nehmen sollten.
Auf der Bühne las Bergstedt beim „Polittalk“ den erschienenen drei Fraktionsvertretern die Forderungen des Klimabündnisses vor. Zur durchgehenden Verringerung der Fahrspuren innerstädtisch auf nur noch eine einzige verlautete Alexander Wrigth von den Grünen „ein eindeutiges Ja“. Als „problematisch“ sieht er, wenn man als Radler in der Einbahnstraße „den Autos entgegenfahren muss“. SPD-Mann Christoph Nübel verwies auf einen 100 000 Euro schweren Haushaltsantrag seiner Partei für einen Verkehrsversuch auf dem Anlagenring, der „an einer Fraktion der Koalition gescheitert“ sei. Auch von ihm gab es ein eindeutiges „Ja“ für nur noch eine einzige Fahrspur in ganz Gießen. Und: „Beim Anlagenring sollte Tempo gemacht werden“, so seine Aufforderung. Stefan Häbich von der Gießener Linke schloss sich dem an: „Die Fahrer, die Gießens Innenstadt nur zum Durchfahren benutzen, sollen gefälligst über den Gießener Ring fahren.“
„Verschleppung“
Weitere Fragen betrafen die Unterstützung von regionalen Waren, eine Begrenzung der städtischen Einwohneranzahl sowie die Installation von Fotovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden. Hier wird der Stadt von verschiedener Seite ein stark bremsendes Verhalten vorgeworfen. Hiestermann ging bezüglich der „Verschleppung“ des Zwischenberichts zum Stande der Bemühungen um die städtische Klimaneutralität in 2035 mit SPD und Grünen ins Gericht. Nübel sprach von „Irritationen“, man halte sich an den Beschluss, mache „schon einiges“ und die Agentur sei „bereits beauftragt“ – und ja, die bisher ausgebliebene Bürgerbeteiligung sei „Corona geschuldet“.
Am Sonntag hieß das Motto „Prima Klima für Alle!“, zum Erhalt der Schöpfung für unsere Kinder und Enkelkinder. Bereits beim Gottesdienst zu Beginn hatten Stadtkirchenpfarrer Klaus Weißgerber sowie Dr. Satu Heiland für die „Parents For Future“ die Schöpfung in den Mittelpunkt ihrer Reden gestellt. Frederik Vahle bot zudem seine CDs gegen Spenden an, um den Erlös der Gießener Klimaschutzbewegung zukommen zu lassen.
Wir fordern die Stadt Linden auf, die Förderung einer autofreien Mobilität und damit zusammenhängend die dafür notwendige Infrastruktur im Sinne eines lebenswerten Lindens voranzutreiben. Die Situation von unmotorisierten Verkehrsteilnehmer*innen jeden Alters sollte bei der Verkehrsplanung sehr viel stärker im Blick sein. Die Straßen gehören allen, nicht allein den Autofahrern. Wir brauchen und wollen ein fahrrad- und fußgängerfreundliches Linden!
Wer uns hierbei unterstützen möchte, kann sich die dazugehörige Unterschriftensammlung direkt hier herunterladen:
Am 20.06.2020 trafen sich ca. 50 Lindener Bürgerinnen und Bürger um gemeinsam vor dem Rathaus auf die in Linden herrschenden verkehrspolitischen Missstände hinzuweisen.
Nach einer etwa 30-minütigen Eingangskundgebung sammelten sich alle Radfahrerinnen, um gemeinsam entlang der von einer Gießener Initiative geplanten RegioTram-Strecke nach Gießen zum dort stattfindenden Verkehrswende-Aktionstag zu fahren.
Die Route führte von der Konrad-Adenauer Straße in die Kurt-Schuhmacher Str. bis zum Nettokreisel, dann über die Großen-Lindener Straße in die Leihgesterner Straße und die Moltkestraße, anschließend in die Alte Heerstraße.
An der Einmündung in die Frankfurter Straße erfolgte der erste Zwischenstopp mit einer Schweigeminute für #Black lives matter (https://taz.de/Black-Lives-Matter- Protest-in-Deutschland/!5687873/) sowie einem anschließendem „Die in“ an diesem neuralgischen Punkt für Fußgänger und Fahrradfahrer. Hierbei wurden mit Kreide die Körperkonturen der Demonstartionsteilnehmer auf der Straße nachgezeichnet.
Von dort ging es weiter über die Gießener Pforte Richtung „Klein Linden“ (L3475). In Klein-Linden führte uns die Strecke über die Allendorfer Straße, den Friedhofsweg und von dort links in die Hauffstraße, um dann im weiteren Verlauf dann ca. 150m nach der Zusammenführung mit der Brüder-Grimm-Str. links auf den kleinen Parkplatz für eine etwa 10-minütige Pause einzutreffen. Dort lieferte Jörg Bergstedt Informationen über die Planung der RegioTram-Haltestelle sowie eine mögliche Anbindung der Stadt Gießen an die neu entstehende IC-Strecke von Frankfurt über Wetzlar nach Münster.
Weiter ging es dann über den Hegweg in den Brandweg zurück auf die Frankfurter Straße. Auf Höhe der dort angesiedelten Autohäuser wurden Informationen zum neu angelegten Fahrradweg kommuniziert und darauf hingewiesen, dass die Unterbrechung des Selbigen durch die Ladezone mehr als nur unglücklich ist. Von dort ging es über die Bahnschienen (geplanter Einmündungspunkt der RegioTram) in die Südanlage , um dann am Ludwigsplatz das Ziel der aus vier umliegenden Kommunen veranstalteten Sternfahrt zu erreichen.
Aktivisten von People for Future, Scientists for Future, BUND, Extinction Rebellion, der Klimainitiativen aus Linden und Buseck zeigten auf dem Rathausplatz plakativ ihre Forderungen an die Politik.
GIESSEN„Wir wollen und müssen also zeigen, dass wir uns das nicht gefallen lassen.“ So der kurzfristig verbreitete Aufruf zur Demo am Montagnachmittag vor dem Rathaus. Dass es eine Klimaneutralitätssatzung nicht geben soll, wollen zumindest die 120 Teilnehmer bei der Kundgebung auf dem Rathausplatz nicht hinnehmen. Aktivisten von People for Future, Scientists for Future, BUND, Extinction Rebellion, der Klimainitiativen aus Linden und Buseck und andere mehr zeigten plakativ ihre Forderungen an die Politik, lauschten den beiden 90 Minuten dauernden Redebeiträgen und unterstützten diese lautstark. Über Mikrofon sprachen Gerhard Keller und Lutz Hiestermann, zwei der Initiatoren des Bürgerantrages Gießen2035Null, Gießen bis 2035 klimaneutral zu machen.“Eigentlich möchte ich gar nicht hier sein.“ Er habe genug anderes zu tun, berichtete Gerhard Keller. „Aber vielleicht geht es euch so wie mir: Ich fühle mich von der OB und der Stadtregierung getäuscht.“ Es ging um den Bürgerantrag, dem das Stadtparlament vor über acht Monaten mit überwältigender Mehrheit zugestimmt hatte. Gießen soll im Jahr 2035, also in 15 Jahren, klimaneutral sein. Das bedeutet saubere Luft, kein Kohlestrom, mehr Solarenergie und Autoverkehr raus aus der Stadt. Keller beklagte, dass es zwischen dem Start der Kampagne im Mai 2019 und dem Beschluss im September kein einziges Treffen mit der Stadtregierung gegeben habe. „Da kam auch keine einzige Anfrage vonseiten der Fraktionen; ob Grüne, SPD, CDU und die anderen.“ Lediglich sei in einem Gespräch mit OB und Rechtsamtsleitung die Akzeptanz von Online-Unterschriften geklärt worden.
Trotzdem hätten sie sich alle im September über den Beschluss gefreut. „Doch dann kam die kalte Dusche, die bittere Realität ist.“ Denn die Stadtregierung ignoriere die Initiative einfach. Keine Kommunikation bis in den Januar. „Im Dezember haben wir öffentlich kritisiert, dass der Magistrat nichts tut, um in der Öffentlichkeit für das Ziel der Klimaneutralität zu werben. Keine Veranstaltung, kein Hinweis auf der Homepage der Stadt, der Klimaschutzmanager nicht präsent.“ Da von der Stadtregierung aus nichts passiert sei, hätten sie mit der für Schulen und Hochbauamt zuständig Dezernentin Astrid Einbelshäuser einen Gesprächstermin im großen Kreis initiiert. Mit der Vereinbarung sei man auseinandergegangen, dass die Stadt Schulen benenne, auf deren Dächer Solarmodule installiert werden könnten. Doch trotz Nachfrage sei keine Information gekommen.
„Ist das die oft beschworene Bürgerbeteiligung in Gießen?“ fragte Keller in die Runde. „Wir arbeiten uns intensiv in verschiedene Fachgebiete ein, investieren mal wieder viel Energie und Zeit.“ Und dann werde die Kommunikation schlicht verweigert. Von Kooperation könne schon gar keine Rede sein. Das ehrgeizige Ziel der Klimaneutralität bis 2035 könne nur mit der Stadtgesellschaft erreicht werden. Eine Bürgerbeteiligung stünde zwar auf dem Papier, werde jedoch nicht gelebt, wenn sie in der Praxis nicht angewendet werde. „Warum verweigert sich dann die Stadtregierung einer Zusammenarbeit?“ Ob sie dieses Ziel überhaupt erreichen wolle, sei die Frage.
Bei einem Anfang März von Gießen2035Null initiierten Treffen im großen Kreis – mit Magistratsmitgliedern, den Fraktionsvorsitzenden der Koalition und 20 Organisationen – habe Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz versprochen, am 28. April Ergebnisse vorzustellen, wie Gießen Klimaneutralität erreichen kann. „Und jetzt will die OB diese Präsentation um fünf Monate rauszögern. Wegen Corona.“ Hintenherum hätten sie von der Verschiebung erfahren. Davon alarmiert habe Lutz Hiestermann am 28. April im Hessischen Rundfunk die Vertagung öffentlich scharf kritisiert. „Einen Tag später wurden wir dann von der Stadt offiziell darüber informiert.“ Die Klimainitiative habe klare Erwartungen an die OB und die Stadtregierung: „Wertschätzung und Kooperation statt Missachtung und Verweigerung. Und Ergebnispräsentation am 10. Juni.““Starke Signale der Stadt“, forderte Lutz Hiestermann. Im Haupt- und Finanzausschuss hätten sie Fragen gestellt gehabt. „Jede einzelne Antwort hätte genauso vor zwei Jahren gegeben werden können.“ So sei zur Verminderung des Kohlestromes, der in Gießen noch immer mehr als 30 Prozent betrage, die lapidare Antwort gekommen, dass ohne Kohlestrom sich die SWG aus dem Gewerbestromgeschäft zurückziehen müsse. „Kein einziger Politiker steht auf und sagt: Wir müssen da was tun.“ So habe er noch von nicht einem Kommunalpolitiker vernommen, dass dies eine Herzensangelegenheit für ihn sei. „Das fehlt in Politik und Verwaltung, um das Thema voranzutreiben.“ Nötig sei, aufgrund des Beschlusses vom September eine Satzung oder Ähnliches zu verabschieden, um die Verbindlichkeit des Zieles festzulegen. „Unverbindliche Verbindlichkeiten führen zu nix.“ Angeblich könne es keine Satzung geben, weil die Bürger nicht zur Klimaneutralität verpflichtet werden könnten. Diese Argumentation der OB sei schlicht falsch. „Entweder sie weiß es nicht besser. Oder sie weiß es und sagt es trotzdem falsch.“ Hiestermann erwartet von Grabe-Bolz eine eindeutige Klarstellung.
Am 20.06.2020 findet erneut ein Aktionstag zum Thema Verkehrswende statt, um auf die Dringlichkeit einer Veränderung im bisherigen Gießener Verkehrskonzept hinzuweisen.
Unter dem Motto „Tut das, von dem ihr träumt, was ihr gerne machen würdet, wenn da nicht die Autos wären!“ findet auf dem Ludwigsplatz und in der anschließenden Grünberger Straße ein Straßenfest als Werbung für eine Innenstadt ohne Autos, einen Umbau des Straßenraums für Spiel- und Aufenthaltsflächen und Fahrradstraßen sowie den Bau eines Straßenbahnnetzes statt.
Das Programm setzt sich aus Radsterntouren entlang der vorgeschlagenen RegionTram-Trassen, einem bunten Straßenfest, Polittalk mit Gießener Parteivertreter/innen, Fahrraddemo rund um den Anlagenring sowie einem Vortrag zu Erfahrungen mit der RegioTram in Kassel zusammen.
Auch die Klimainitiative Linden ist mit dabei und organisiert unter der Leitung von Dr. Sandra Hermann den südlichen Strahl der Fahrradsternfahrt. Gestartet wird 11:00 Uhr mit einer Auftaktkundgebung am Lindener Rathaus, um anschließend gemeinsam entlang der angedachten Straßenbahnlinie nach Gießen zu radeln. Da die Verkehrssituation für Radfahrer und Fußgänger in Linden selbst als desaströs bezeichnet werden kann, wird seitens der Klimainitiative mit vielen Lindener Teilnehmern gerechnet.
20.05.2020: Aus dem autofreien Schultag wird die Lindener Fahrradaktion
Der ursprünglich für den 20. Mai diesen Jahres geplante autofreie Schultag, der auf die Verkehrssituation für Kinder aufmerksam machen sollte, wird auf Grund der aktuell geltenden Beschränkungen durch die weltweite Corona-Pandemie nicht stattfinden.
Wir möchten die Chance, an diesem Tag ein Zeichen für klimafreundlichere Fortbewegungsmöglichkeiten zu setzen, jedoch nicht ungenutzt verstreichen lassen. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, den bereits genehmigten Aktionstag beim zuständigen Ordnungsamt umzumelden. Im Fokus steht nun ein sicherer Fahrradverkehr in Linden sowie Leihgestern.
Für unsere Lindener Fahrraddemo treffen wir uns um 14:30 Uhr am REWE in Linden, um dann nach einer kurzen Einweisung in die aktuell geltenden Hygienemaßnahmen im Konvoi über Leihgestern, Leihgestern Mühlberg, Linden Forst, durch das Industriegebiet „Lückebachtal“ sowie durch das Stadtgebiet Linden schlussendlich wieder beim REWE einzutreffen.
Aufgelockert wird die Tour durch Stopps an verschiedenen neuralgischen Punkten, die wir dann kurzzeitig mit kreativen Mitmachaktionen beleben werden.
Seid dabei und radelt gemeinsam mit der Klimainitiative Linden für mehr Sicherheit im gleichberechtigten Straßenverkehr!
Linden(con). Gemeinsam aufstehen, Mundschutz anziehen, losradeln und auf Missstände aufmerksam machen: Die Lindener Klimainitiative startete am Samstag eine Fahrraddemonstration durch Linden.
Ein Ausbau der innerörtlichen Radwege in der Stadt Linden, das Ausarbeiten eines Klimakonzepts und ein flächendeckendes Tempolimit (Tempo 30) in ganz Linden – das sind einige der Ziele der Lindener Klimainitiative, die am Samstag vom Lindener Rathaus ausgehend eine Fahrraddemo durch die Stadt organisierte.
Eine Demonstration in Zeiten von Corona – keine einfache Angelegenheit und auch nur deshalb möglich, da aufgrund einer Entscheidung des Bundesverfassungsgericht am 16. April eine Neuprüfung des generellen Verbots von Demonstrationen in der Stadt Gießen nötig wurde. „Ohne diese Entscheidung hätte unsere Raddemo und deutschlandweit viele andere Demonstrationen nicht stattgefunden“, erklärte Dr. Sandra Herrmann, Mitinitiatorin der Lindener BI, gegenüber ihren Mitstreitern. „Ja es war richtig der Gesundheit oberste Priorität einzuräumen, es war auch richtig, die Bestimmungen zur Eindämmung der Pandemie zu befolgen – aber die notwendigen Einschränkungen die für die Eröffnung von Geschäften gelten, können auch bei einer Demonstration eingehalten werden.“
Radeln mit Abstand und Mundschutz
Damit die Demonstration stattfinden konnte, mussten alle Teilnehmer auf bestimmte Sicherheitsvorschriften achten: Jeder Teilnehmer sollte einen Mundschutz tragen – im Zweifelsfalle auch improvisiert. Zudem wurde auf einen erhöhten Sicherheitsabstand der Teilnehmer geachtet: Mindestens zwei Meter sollte dieser betragen, während der Fahrt mit dem Zweirad sogar fünf Meter Abstand. Die Klimainitiative hatte nur vier Tage Vorlaufzeit um Werbung für ihr Anliegen zu machen.
Trotz der widrigen Umstände und der knappen Zeitplanung fand sich doch eine recht große Anzahl von Teilnehmern am Samstagvormittag am Lindener Rathaus ein: Rund 30 Radler machten sich in einer langen Schlange und mit Polizeieskorte auf den Weg durch Großen-Linden. Danach ging es weiter über Kleinlinden und die Frankfurter Straße in die Gießener Innenstadt, wo sich die Lindener Initiative der dortigen Radlerdemo anschlossen.
Jan Fleischhauer hatte auf Einladung der Lindener Klimainitiative zum Thema „Radwegeförderung in Linden“ einige Vorschläge mitgebracht
LINDEN (ee). „Radverkehrsförderung in Linden wird immer ein Thema sein“, versicherte Bürgermeister Jörg König bei einer Zusammenkunft der Lindener Klimainitiative. Diese hatte sich im vergangenen Jahr gegründet. Dr. Jan Fleischhauer vom Kreisvorstand Gießen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) hielt nun einen Vortrag zum Thema „Radwegförderung in Linden“ im evangelischen Gemeindehaus in Großen-Linden. Dieser hatte einen bereits im Juni 2018 auf Einladung der Lindener Grünen erarbeiteten Vortrag mitgebracht, der rege diskutiert wurde.“Es ist eine Menge passiert, deshalb sind es kleinere Bausteine, die man eingehen kann, ein größerer Baustein in der Gedankenwelt der Bevölkerung ist das Parken auf Gehwegen. Hier sehe ich ein Sicherheitsproblem in Linden – auch in Wohnstraßen, wo eigentlich genügend Platz ist“, so Fleischhauer. Dieser verwies vor diesem Hintergrund darauf, dass durch ein solches Parkverhalten Kinder bis zum achten Lebensjahr, die auf dem Bürgersteig fahren müssen und bis zum zehnten Jahr die dies dürfen, nicht genügend Platz haben. Auch Rollstuhlfahrer und Kinderwagen seien davon betroffen.
„Kinder und Fußgänger haben oft keine Chance, Gehwege mit dem Rad zu nutzen“, ging Fleischhauer auch auf die Hauptstraße in Leihgestern ein, die bei seinen Untersuchungen vor zwei Jahren noch ein großes Problem darstellte. Hier habe sich jedoch durch die Einzeichnung durch Parkflächen und einem Verkehrsversuch einiges getan. Vor diesem Hintergrund sei auch die Hauptstraße drittrangig. Linden sollte zunächst dort anfangen, wo genügend Platz sei wie etwa in Wohngebieten und sich erst dann neuralgischen Punkten zuwenden.Dienlich sei hier die gerade vom Bundesrat beschlossene Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) mit deutlich härtere Strafen und Vorgaben für anderen Verkehrsteilnehmer, die Radler behinderten. So soll das verbotswidrige Parken auf Geh- und Radwegen künftig bis zu 100 Euro an Bußgeldern kosten und auch der Punkteeintrag drohen. Auch die vorschriftswidrige Nutzung von Gehwegen, linksseitig angelegten Radwegen und Seitenstreifen durch Fahrzeuge wird dann bis zu 100 Euro an Geldbuße betragen.Das Parken vor Kreuzungen und Einmündungen wird in einem Abstand von bis zu acht Metern von den Schnittpunkten der Fahrbahnkanten verboten, wenn ein straßenbegleitender baulicher Radweg vorhanden ist.
Zudem wird das Verkehrszeichen „Radschnellweg“ neu in die StVO aufgenommen. Linden empfahl Fleischhauer, so wie Gießen vorzugehen. „Erst eine Vorwarnrunde starten, um dieses Gewohnheitsrecht zu überwinden.“.Weil am Ortsrand der wenigste Parkdruck bestehe, sollte hier mit den Kontrollen begonnen und auch bei künftigen Bebauungsplänen etwa bereits auf Verkehrsbeschilderung geachtet werden.Ein weiteres Thema war das Erscheinungsbild von Bushaltestellen. Bis Anfang 2022 müssen alle Bushaltestelle im innerörtliche Bereich laut Personenbeförderungsgesetz auch einen barrierefreien Zugang haben. 2018 waren in Linden sechs von 34 Bushaltestellen barrierefrei.Im Zuge des notwendigen barrierefreien Ausbaus empfahl Fleischhauer, Wartehallen und Fahrradbügel aufzustellen.Als sehr vorbildlich sah der ADFC-Referent und Verkehrssicherheitsexperte die Bike- and Ride-Fahrradabstellanlagen am Bahnhof. Bürgermeister König zeigte sich überrascht, dass bei einer Umfrage kein Interesse an E-Bike-Boxen bekundet worden sei. Für Fleischhauer verständlich, denn die Akkus würden in der Regel zu Hause aufgeladen und reichten für die Fahrt zum Bahnhof aus. Einzug und allein auf Großen-Lindener Bahnhofseite fehlten überdachte Fahrradständer. Diese sollen wohl auf dem neu geschaffenen Park-and-Ride-Parkplatz auf dem Areal des Erlebnisparks aufgestellt werden. König kündigte an, dass in den nächsten vier bis sechs Wochen neue Fahrradbügel vor dem Rathaus wie auch der Stadthalle gesetzt würden. Ebenso im Mühlberg am neuen Waldkindergarten auf dem TSG-Sportplatz. . Foto: Wißner